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Kommentare

Jenu ...
... Gögöl hatte es eigentlich sehr genau kommen sehen...
goegoel - 21. Jun, 18:31
Ohje...
... das ist sicherlich ein ganz harter Schlag für Gögöl......
svashtara - 21. Jun, 16:04
Ach, Goegoel
fühlt sich eigentlich sehr wohl in seiner Nachbarschaft....
goegoel - 13. Jun, 23:43
Scheußliche Wohngegend
Ne Goegoel, der Nachbarschaft würde ich langsam entfliehen...
AFRHG (Gast) - 10. Jun, 23:17
Gögöl hat ...
... das wohl schon bei anderen gesehen. Allerdings...
goegoel - 9. Jun, 22:16

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Freitag, 1. Juni 2007

Tag 2

Gögöl öffnete hoffnungsvoll das Fenster.
Es versprach, ein schöner Tag zu werden. Muntere Schäfchenwolken grasten den blauen Himmel ab, und der süßliche Geruch eines sterbenden Frühlings wehte ihm entgegen.
Gögöl atmete tief ein und versuchte, diesen Geruch irgendwie festzuhalten. Aber wie immer verlor sich der Duft, kaum spürte er ihn sinnlich in der Nase kitzeln.
Auf einmal polterte es gegen die Tür, und seine Mutter trat ein.
"Nä, wie das stinkt! Mach doch mal das Fenster auf!" Sie stutzte. "Und wie du rumläufst! Zieh dich gefälligst ordentlich an!" Krachend schloss sich die Tür.
Gögöl seufzte und schaute erst auf das geschlossene Fenster vor sich, dann hinab in Richtung Füße, wo seine heruntergerutschte Hose um die Knie schlackerte.
Statt des Fensters hatte er seine Hose geöffnet.
Naja, dachte Gögöl, es ist immerhin ein Anfang.

Donnerstag, 31. Mai 2007

Tag 3

Gögöl hat überhaupt nichts gegen Bäume. Im Gegenteil, er mag sie recht gerne. Er liebt es, im Sommer zu ihren schattigen Füßen zu sitzen. Er riecht mit Freude ihre knospenden Blüten im Frühling. Er tanzt unter ihren fallenden Blättern im Herbst, und selbst im Winter bewundert er ihre schneeverzierten Äste als Kunstwerke der Natur.
Nur einen Baum mag Gögöl nicht. Er steht am Aachener Weiher. Und Gögöl weiß mit absoluter Sicherheit, dass jener Baum Gögöl hasst. Früher wußte er es nicht. Er spazierte an einem sonnigen Tag am Aachener Weiher entlang, als plötzlich ein Knirschen über seinem Kopf Unheilvolles verkündete. Gögöl konnte gerade rechtzeitig zur Seite springen, als ein gigantischer Ast mit einem dumpfen Schlag auf den Boden fiel. Gögöl starrte verwundert auf den Baum. Jener starrte zurück, hasserfüllt und böse. Gögöl bekam Angst und lief davon.
Eine Zeit lang wusste Gögöl nicht, wie er mit dieser Situation zurecht kommen sollte. Gögöl wollte von allen geliebt werden, und dieser Baum hasste ihn. Schließlich schlich er eines Nachts mit einem Fuchsschwanz bewaffnet zum Aachener Weiher. Er wollte den Baum fällen. Es erwies sich als ein unmögliches Unterfangen. Nur mühsam fand die Säge Eingang in die mächtige Rinde. Ständig kamen Leute vorbei, und Gögöl musste seine Arbeit unterbrechen. Als schließlich der Fuchsschwanz brach, gab Gögöl es auf.
Naja, dachte er, als er die zerbrochene Säge in den Mülleimer warf, man kann halt nicht von allen geliebt werden.
Dennoch ist er nie mehr am Aachener Weiher gewesen. Er fürchtet das höhnische Rascheln der Blätter des Baumes.

Mittwoch, 30. Mai 2007

Tag 4

Seit einer Woche quälen Gögöl furchtbaren Alpträume. Er hatte im Fernsehen eine Dokumentation über das schreckliche Leben von Lottomillionären gesehen. Diese wurde durch das viele Geld korrumpiert, verloren ihre Freunde und Familien, wurden alkoholkrank und lebten schließlich in schrecklicher Armut, weil sie ihr ganzes Geld verprasst hatten.
Gögöl hat schreckliche Angst, selbst ein Lottomillionär zu werden. Immer wieder träumt er davon, wie er in der Gosse endet, nur weil er viel Geld gewonnen hat. Aber Gögöl macht aus seinem Herzen keine Mördergrube. Er hat gute Freunde, denen er von seinen Ängsten erzählen kann. Und H., einer dieser Freunde, konnte ihm die Sorgen nehmen.
"Schenk mir doch einfach deinen Lottoschein", hat H. zu Gögöl gesagt, "dann kannst du kein Lottomillionär werden."
Also ist Gögöl losgezogen, hat sich einen Lottoschein gekauft und hat diesen H. geschenkt. Auf einen Schlag hatte Gögöl keine Angst mehr, und er wußte, wenn er jede Woche H. seinen Lottoschein schenken würde, müsste er nie mehr Angst haben.
Es ist toll, wenn man gute Freunde hat, dachte Gögöl, als er an diesem Morgen erwachte. Er hatte zum ersten Mal seit einer Woche keine Alpträume gehabt.

Dienstag, 29. Mai 2007

Tag 5

eine typische Kuh
Gögöls Nachbarin, Frau I., hat sich vor zwei Tagen eine Kuh als Haustier angeschafft. Eigentlich unverantwortlich, dachte Gögöl, Kühe gehören auf die Weide, und Frau I. wohnt im 4. Stock eines Mietshauses ohne Aufzug.
Gögöl war aber dennoch neugierig, wie Frau I. mit der Kuh zurechtkam. Würde sie eine Wiese auf dem Balkon oder in der Küche anpflanzen? So ging er sehr gespannt, als er zum ersten Mal von Frau I. eingeladen wurde, das Tier anzusehen. Es war eine Enttäuschung. Die Kuh sah gar nicht aus wie eine Kuh. Sie war viel kleiner und hatte keinen Euter. Statt Hufen hatte sie Pfoten, außerdem muhte sie nicht zu Gögöls Verwirrung, sondern miaute. Frau I. hatte ihre Kuh Muschi getauft. Ein unmöglicher Name für ein so würdiges Tier, dachte Gögöl. Außerdem war er der festen Überzeugung, dass die Kuh krank war bei ihrem seltsamen Aussehen. Es lag bestimmt an der falschen Fütterung, denn Frau I. gab dem armen Tier Katzenfutter anstatt Gras. Er sagte Frau I. aber nichts, weil sie so glücklich war mit ihrer Kuh Muschi, und auch das Tier wirkte recht munter.
Als Gögöl ging, war er so von der Tierbegeisterung seiner Nachbarin angesteckt, dass er wirklich überlegte, sich ebenfalls ein Tier anzuschaffen. Erst gestern hatte er in einer Tierhandlung ein sehr interessantes kleines Pferd gesehen, das bellen konnte.
Er ließ seinen Plan jedoch schnell fallen.
Was will man mit einem kleinen Pferd, das bellt, dachte Gögöl. Reiten kann man es doch ohnehin nicht.

Montag, 28. Mai 2007

Tag 6

Gögöl ist seit einiger Zeit viel unterwegs. Meist führt ihn sein Weg über eine Kreuzung an der Lindenstraße. Dort steht eine Ampel, die stets rot sieht, wenn Gögöl kommt. Zuerst ist es Gögöl gar nicht aufgefallen, dass er immer dort warten musste. Er beobachtete die Häuser, die Bäume, die Autos und Menschen, die vorüberzogen. Es gab soviel zu sehen, dass ihm die Zeit nie lang wurde. Aber irgendwann kannte er die Kreuzung zu gut, als dass er sie noch anschauen wollte. Irgendwann war er in Eile, und er ärgerte sich über seinen Halt. Und er fragte sich, warum diese Ampel immer rot zeigte, wenn er kam.
Heute fiel es ihm wie Schuppen von den Augen: Die Ampel ist verliebt in ihn. Sie mag ihn so gern, dass sie Gögöl immer bei sich halten will. Als Gögöl das erkannt hatte, war er sehr glücklich. Und als die Ampel ihm grün wurde, ging er nicht über die Kreuzung. Er lehnte sich an die Ampel und flüsterte ihr heimlich "Ich liebe dich auch!" ins Ohr. Die Ampel wurde schlagartig rot.
Bei der nächsten Grünphase, musste Gögöl aber weiter, auch wenn er ungern ging.
Es ist gut, geliebt zu werden, dachte Gögöl, als er die Ampel verließ. Und er nahm sich fest vor, seine neue Freundin häufiger zu besuchen.

Sonntag, 27. Mai 2007

Tag 7

Gögöl hat nun schon von diversen Seiten gehört, dass man gut zur Natur sein soll. Das findet er auch in Ordnung, denn meistens ist die Natur auch gut zu ihm. Abgesehen natürlich von dem Baum am Aachener Weiher, der Gögöl hasst, und abgesehen von der Wolke am 22. Januar, die ihn so furchtbar durchnässt hat.
Allerdings findet Gögöl es gar nicht so einfach, zur gesamten Natur gut zu sein, dafür ist sie einfach viel zu groß. Aber man kann ja klein anfangen. Vor seinem Haus ist ein Stück Natur, das Gögöl immer sehr leid tut. Es ist ein kleines Beet, in dem ein Baum wächst, der bis an Gögöls Fenster reicht. Außerdem gibt es dort noch ein paar kleine Pflänzchen, die ganz krank und traurig wirken.

Als Gögöl heute morgen an dieser Natur vorbeiging, sah er, dass auch anderen die traurige Verfassung aufgefallen war. Jedenfalls standen dort ganz viele Geschenke, welche die Pflanzen wohl fröhlich stimmen sollten: Einen alten Stuhl, einen Tisch und verschiedene Kisten mit gebrauchten Bücher hatte man neben den Pflanzen plaziert. Gögöl fand die Idee so schön, dass er direkt in seine Wohnung rannte, seinen Fernseher holte und ihn zu den restlichen Geschenken stellte.
"Brauchst du deinen Fernseher nicht mehr?" fragte Frau I., die gerade mit einer Kiste vorbeikam, die nach Kuh roch.
Gögöl schüttelte den Kopf und bekam ein schlechtes Gewissen. Seitdem ihm eine Sendung in diesem Fernseher Angst gemacht hatte, hatte er ihn nicht mehr angeschaltet.
Hoffenlich bekommt die Natur jetzt keine Alpträume vom Fernsehen, dachte Gögöl, als er weiterging. Aber sie musste den Fernseher ja nicht einschalten. Er war auch ausgeschaltet sehr hübsch.

Als Gögöl abends wieder an dem Stück Natur vorbeikam, bemerkte er mit Verwunderung, dass nicht nur alle Geschenke fort waren, auch das Beet war abgesehen vom großen Baum leer. Statt der traurigen Pflanzen war dort nur schwarze aufgewühlte Erde.
Die Natur war umgezogen und hatte ihre Geschenke mitgenommen. Wie gut ist, wenn man rechtzeitig schenkt, dachte Gögöl.

Samstag, 26. Mai 2007

Tag 8

Die Tage werden in dieser Jahreszeit zwar länger, doch immer öfter wird Gögöl vom Sonnenuntergang überrascht. Verging früher jeder Tag mit der Gemächlichkeit einer Schildkröte, so scheinen sie heute wie Falken vorüberzurasen. Gögöl hätte gerne mehr Zeit. Alles ist so hektisch. Dabei ist es viel schöner, wenn man die Dinge langsam angeht. Aber woher die Langsamkeit nehmen?
Heute hätte Gögöl sie beinahe bekommen. Er war in der Stadt unterwegs, um einzukaufen. Er brauchte zum Ersten ein Nilpferd und zweitens ein Brötchen. Nachdem er überall vergebens nach einem Nilpferdgeschäft gesucht und keines gefunden hatte, beschloss er, den Brötchenkauf vorzuziehen, damit er wenigstens einen Teil des Einkaufs erledigt hätte.
In der Bäckerei, die er betrat, war eine riesige Schlange. Gögöl hat keine Angst vor Schlangen. Er stellte sich an ihren Schwanz und wartete, dass sie kleiner wurde. Zäh verronnen die Minuten, und Gögöl wippte zunächst ungeduldig von einem Fuss auf den anderen. Warum brauchte die Bedienung zu lange? Erst nach einer halben Stunde des Wartens wurde ihm klar, dass diese Bedienung das hatte, was er schon so lange suchte: Nein, kein Nilpferd! Aber sie besaß Langsamkeit. Behäbig nahm sie die Wünsche der Kunden entgegen, mit umständlichen Aufwand füllte sie die Tüten, und im Zeitlupentempo kassierte sie. Gögöl wurde so aufgeregt, dass er sogar das Nilpferd vergaß.
Als er schließlich an der Reihe war, fragte er: "Können sie mir etwas ihrer Langsamkeit verkaufen?"
Da war die Bedienung gar nicht mehr langsam. Sie wurde hochrot, schrie Gögöl böse an und schmiß ihn aus dem Laden. Dort stand er verdattert und ärgerte sich, dass er nicht zunächst nach dem Brötchen gefragt hatte. Nun hatte er kein Brötchen, kein Nilpferd und keine Langsamkeit. Naja, dachte Gögöl, als er sich mit leeren Händen auf den Heimweg machte, wahrscheinlich ist es anmaßend, etwas so Bedeutendes kaufen zu wollen.
Langsamkeit musste er sich wohl verdienen. Und wenn er sie hätte, würde er sie auch nicht verkaufen wollen. Gerade als er der Bedienung das unfreundliche Verhalten verziehen hatte, fand er im Gebüsch am Straßenrand ein gebrauchtes Nilpferd.

Freitag, 25. Mai 2007

Tag 9

Gögöl erhält manchmal Besuch. Nicht sehr oft, weil er im vierten Stock eines Hauses ohne Aufzug lebt. Einige Menschen haben Angst vor vielen Treppen, hat Gögöl gelernt.
Immer wenn Gögöl Besuch erhält, kommen die Leute durch das Treppenhaus und klopfen an seine Tür. Aber an diesem Abend klopfte einer zum ersten Mal an sein Fenster. Gögöl öffnete es neugierig.
Draußen saß ein kleiner Mensch auf dem Balkon. Dass es ein Mensch war, erkannte Gögöl sogleich, denn der Gast konnte sprechen.
"Hallo", sagte er.
"Guten Abend, komm doch rein!" antwortete Gögöl, denn er weiß, dass sich das gehört.
Der Fremde wußte es nicht, oder er hatte Angst, jedenfalls blieb er verlegen auf dem Balkon sitzen und kratzte sich am Kopf.
"Ich finde es schön, dass du mich besuchst. Ich bekomme nicht oft Besuch. Ich heiße Gögöl", erklärte Gögöl, denn er hatte ja kein Klingelschild am Fenster. "Und wie heißt du?"
"Adalbert Gustav von und zu Federkrümel", antwortete Adalbert Gustav von und zu Federkrümel.
Gögöl fand, dass das ein sehr großer Name für so einen kleinen Menschen war. Aber er wollte nicht unhöflich sein.
"Du bist so hübsch grau", sagte er deshalb. "Ich kenne niemanden, der so grau ist wie du."
Das schien Adalbert Gustav zu ärgern. Er stieß einen empörten Schrei aus und flog davon. Gögöl war verdutzt. Was war das nur für eine empfindliche Person!
Aber dennoch, dachte er, als er das Fenster schloss, es ist schön, dass Menschen fliegen können.

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Zuletzt aktualisiert: 25. Jul, 22:52

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